SCHNELLER SURFEN

Für die meisten Windsurfer spielt die eigene, maximal erreichbare Geschwindigkeit eine wichtige Rolle. Sei es im direkten Vergleich mit anderen Surfern, oder auch mit den immer beliebteren und verbreiteten GPS-Geräten.

Was kann ich nun tun um meine Geschwindigkeit, meinen Speed zu verbessern? Genau genommen sind es mehrere, voneinander abhängige Faktoren, die schnell machen:

Die Wasseroberfläche bzw. das Gewässer auf dem gefahren wird. An einem Spot mit ablandigem Wind und spiegelglattem Wasser sind hohe Geschwindigkeiten wesentlich einfacher zu erreichen, als etwa an einem kabbeligen Binnensee.

Leider haben nur die wenigsten von uns die Möglichkeit, in einem optimalen Speedrevier surfen zu können. Wichtig ist es deshalb, die Wasseroberfläche genau zu beobachten, zu „lesen“. Beim schnell surfen, sollte man versuchen, das Board so flach wie möglich durch die Wellenlandschaft zu fahren. Versuche so zu fahren, dass – auch kleine – Kabbelwellen nicht auf die Luvkante Deines Boards kommen, das bremst. Fahre möglichst durch die Wellentäler, falle dabei aber nicht zu stark ab. Größere  Windwellen fährst Du leeseitig (Richtung Wellental) herunter. Umso schneller Du fährst umso wichtiger ist es, die Wasseroberfläche vor Dir konzentriert zu beobachten und den idealen Weg durch die Wasserlandschaft zu finden. Ein Fehler kann zu heftigen Stürzen führen.
Der schnellste Kurs den Windsurfer fahren, ein leichter Raumwindkurs, ist nur auf spiegelglattem Wasser permanent gut zu halten und auch nur da wirklich schnell. Im Kabbelwasser sind demnach immer wieder kleinere Kurskorrekturen notwendig, um bremsenden Kabbelwellen auszuweichen und den optimalen, schnellen „Pfad“ zwischen den Wellen zu fahren.


Das Material, genauer gesagt, gut aufeinander abgestimmtes und getrimmtes Material. Für maximale Geschwindigkeit auf raumen Kursen fährt man sein Segel mit mehr Bauch. Dadurch hat man ein stabiles, gut zu kontrollierendes Segel in der Hand. Bei der Segelwahl setzt man im Zweifel auf das kleinere Segel, und trimmt es mit mehr Bauch. Dadurch hat man auch in starken Böen immer noch ein gut zu kontrollierendes Segel. Nur wer kontrolliert fährt, fährt auch schnell. Weil man meist auch nach dem schnellsten Raumschottrip wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück will, empfiehlt es sich, an der Gabel eine Trimmvorrichtung anzubringen. Auf Amwindkurs erreicht man mit flach gezogenem Segel die maximale Geschwindigkeit.
Wichtig beim schnell surfen ist ebenfalls die Gabelbaumhöhe. Grundsätzlich solltest Du die Höhe des Gabelbaums nach Deiner persönlichen Vorliebe einstellen.
Eine höhere Gabelbaumposition verbessert früheres Angleiten und ermöglicht besseres Höhelaufen. Eine tiefere Gabelbaumposition verbessert die Riggkontrolle bei Starkwind oder auch bei schwierigeren, kabbeligen Bedingungen.

Die Position des Mastfußes spielt auch eine wichtige Rolle. Als Faustregel kann man festhalten: Umso stärker der Wind umso weiter nach vorne fährt man den Mastfuß. Dadurch wird der Bug vom Rigg nach unten gedrückt, die Gleitfläche wird länger, die Kontrolle besser. Die höchste Geschwindigkeit erzielt man aber in der mittleren bis hinteren Mastfußposition. Hier sollte jeder mit dem optimalen Trimm herumexperimentieren. Wichtig ist dass man in den jeweiligen Bedingungen jederzeit sein Board kontrollieren kann. Schnell surfen kann man nur, wenn man kontrolliert surft.

Die Fußschlaufen sind zum schnell fahren möglichst weit außen zu montieren, dadurch kann man die Boardkante optimal kontrollieren. Je glatter das Wasser ist umso weiter nach hinten kann man die Schlaufen positionieren, bei Kabbelwasser wählt man besser die mittlere Position. Die Weite der Fußschlaufen sollte so eingestellt werden, dass man noch minimal hin- und her rutschen kann. Die hintere Schlaufe kann man für bessere Kontrolle etwas enger machen als die vordere, in der man die Füße zur besseren Steuerung etwas bewegen können sollte.

Die Wahl des Trapezes hängt auch von der persönlichen Vorliebe ab. Viele Speedsurfer fahren allerdings Sitztrapeze, dadurch werden die Beine, insbesondere die Oberschenkel, nicht so stark beansprucht wie mit einem Hüfttrapez. Die Trapeztampen wählt man nicht zu kurz, Tampen unter 26" sind zum schnell surfen kaum geeignet. Ideal sind Trapeztampen, die man auf dem Wasser einfach verstellen und so an die jeweiligen Bedingungen und den Kurs anpassen kann.


Die Fahrtechnik, das eigene Fahrkönnen und auch eine gewisse Portion Mut gehören dazu, zumindest wenn man zu den schnellsten gehören will. Wer schnell sein will braucht Spannung – Körperspannung. Sämtliche Muskeln des Körpers werden angespannt. Man schaut in Fahrtrichtung, das Kinn ist an der vorderen Schulter, die Hüfte ganz leicht in Fahrtrichtung gedreht. Die Oberschenkelmuskeln sind genauso wie die Pobacken angespannt.
Die Füße sind fest in den Schlaufen, die Zehen zieht man nach oben, so kann man optimal Druck auf die Boardkante geben. Beide Beine sind angespannt, das hintere Bein ist etwas gebeugt, das vordere eher gestreckt. Bei stärkerem Kabbelwasser werden beide Beine gebeugt, um Stöße wie ein Stoßdämpfer auszugleichen. Bei „Stoßdämpfer“ denke aber eher an den eines Rennwagens und nicht an den eines 1967er Chevrolet Station Wagon. Bei weniger Wind auf Amwindkurs sind beide Beine eher gestreckt. Bei wenig Wind werden die Arme ganz gestreckt, dadurch wird der Anstellwinkel des Segels zum Wind besser.
Bei stärkerem Wind werden die Arme mehr angewinkelt, dadurch erhältst Du mehr Kontrolle und hast auch mehr Bewegungsspielraum um das Rigg optimal zu kontrollieren. Ob Du den Gabelbaum von oben oder von unten greifst ist auch eher eine Sache der persönlichen Vorliebe. Viele Surfer greifen bei stärkerem Wind und mehr Kabbelwasser mit der vorderen Hand von unten.

Schnell surfen findet nicht zuletzt auch im Kopf statt. Bei vielen fährt ständig die Angst mit, zu stürzen, sich zu verletzten. Diese Angst kannst Du nur abbauen, indem Du Dich langsam an immer höhere Geschwindigkeiten herantastest. Nur wer angstfrei fährt, kann schnell werden.

Nimm Dir Zeit, dein Material richtig einzustellen, trimme entsprechend den Bedingungen. Mit einem Brett, dessen Nase in jeder Böe steigt oder einer Finne die zu Spin-outs neigt, wirst Du nicht schnell fahren können. Versuche nicht mit Gewalt in Bedingungen schnell zu fahren, die Dich überfordern. Nimm immer das Material, das zu den Bedingungen passt, das wichtigste ist, dass Du immer kontrolliert fahren kannst.

Nur wenn Du Kontrolle über Dein Material hast, kannst Du schnell fahren!